04. - 06. September 2018
Eifelverein Remagen an der römischen Langmauer
Auf der Etappe von Bruch nach Kordel in der Südeifel wechselt der Eifelsteig vom Salm- in das Kylltal und bietet Wanderern beide male eine wunderschöne Naturlandschaft, aber auch unerwartete Entdeckungen. Ein altes Steinkreuz am Waldrand erinnert an einen dort 1635 Ermordeten. Um den Täter zu ermitteln, mussten alle Männer der umliegenden Ortschaften im Alter zwischen 20 und 60 Jahren den Ermordeten auf seiner Bahre betrachten. Ein junger Mann schien den Schöffen dabei zu zittern. Ob sein danach abgelegtes Geständnis echt war oder unter Folter zustande kam? Egal, man machte kurzen Prozess. Er wurde gehängt.
Ein Aussichtsturm bei Rodt bot den Remagener Eifelfreunden einen phantastischen Rundumblick über das dort fruchtbare Land und kurz vor Kordel ist am Fuß einer kirchturmhohen Felswand eine Grotte zu sehen, in der früher Eremiten jahrzehntelang in Einsamkeit lebten.
Die größte Überraschung aber war die Langmauer, die außerhalb der Region Trier kaum jemandem heute noch bekannt ist. Sie war 72 km lang, 2 - 3 m hoch, bestand aus behauenen Steinen und umfasste ein riesiges, geschlossenes Areal von 220 km². Errichtet wurde sie unter Kaiser Valentinian I zwischen 364 und 375 n.Chr.. Militärisch machte sie keinen Sinn, diente wohl nur dem Schutz der kaiserlichen Fluren gegen einfallendes Wild. Das Gewicht dieser Mauer lässt sich abschätzen auf 325.000 t. Das entspricht dem Doppelten des Kölner Doms. Nach der Römerzeit waren die behauenen Steine schnell allerorten begehrtes Baumaterial und die Mauer verschwand. Aber ihre Fundamente sind vielerorts noch erhalten und an einigen Stellen haben Archäologen aus original römischen Steinen auf den alten Fundamenten Mauerstücke rekonstruiert.
Foto: An der Langmauer bei Zemmer